Ortsporträt der Stadt Hohenleuben

Kirche Hohenleuben
Hohenleuben ist zwar nur ein kleines Städtchen mit 1700 Einwohnern, ist aber weit über die Grenzen Thüringens hinaus bekannt. Und das liegt vor allem an der Justizvollzugsanstalt, für die 1895 der Grundstein gelegt worden war.

Hohenleuben hat seit 1928 Stadtrecht, liegt zwischen Weida, Zeulenroda und Greiz – umgeben von den Flüsschen Leuba, Triebes und Weida. Zu Hohenleuben gehört auch das Dorf Brückla.  Die heute bekannte urkundliche Ersterwähnung datiert aus  1267. Hohenleuben hieß damals noch sorbisch „luben“. Bis ins 19. Jahrhundert soll Hohenleuben Kirchenort mit Rittersitz in der Pflege Reichenfels gewesen sein. Das war ein kleines Verwaltungsgebiet der Vögte und später Grafen bzw. Fürsten Reuß, jüngere Linie. Aus diesem Grund ist die Stadt Hohenleuben mit der Burgruine Reichenfels heute Bestandteil des grenzübergreifenden Projektes „Kulturweg der Vögte in dem alle wesentlichen, heute noch erhaltenen steinernen Zeugnisse der Vögte-Herrschaft in Thüringen, Sachsen und Böhmen erfasst und Touristen nahe gebracht werden.

1715 erhielt Hohenleuben Marktrecht. Ein Jahr später wurde hier ein Justizamt eröffnet und Hohenleuben wurde Amtsmann-Sitz. In der bis heute erhaltenen großen Kirche, mit deren Bau 1786 begonnen worden war, befindet sich die Familiengruft des Adelshauses Reuß jüngere Linie – Köstritz. Als besondere Sehenswürdigkeit gilt ein Gemälde des Gothaer Hofmalers Paul Emil Jacobs. Seit 1855 gehört auch das „Heinrichsstift“, ein Kinderheim, zur Stadt, das heute dem Christlichen Jugendwerkdorf gehört.

Die Talsperre Hohenleuben, die die Anwohner zum Baden und Angeln nutzen, und auf der Floß- und Bootfahrten angeboten werden, wurde 1981 angestaut. Sie gilt als Brauchwasserspeicher – vor allem für die Landwirtschaft. Baden können die Hohenleubener aber auch in einem wunderschön gelegenen Waldbad, erbaut 1937, das heute durch einen Verein betrieben wird. Das Sportbecken verfügt über eine 50 Meter lange Bahn. Es gibt aber auch ein abgetrenntes Nichtschwimmerbecken.

Hohenleuben liegt an der Eisenbahnlinie Gera-Weida-Mehltheuer-Hof, deren Haltepunkte jedoch in diesen Tagen deutlich reduziert wurden, wie der ehrenamtliche Bürgermeister der Stadt, Dirk Bergner, bedauert. Bergner, der Tiefbau-Ingenieur, ist Vizepräsident des Thüringer Landtags. Vom stressigen Abgeordneten-Alltag erholt er sich gern bei einem Spaziergang an der Burgruine Reichenfels. „Einer meiner Lieblingsplätze ist die die Burg umgebende Wald mit dem Steinernen Kreuz. Das 2,55 Meter hohe und 1,60 Meter breite, aus Sandstein gefertigte Sühnekreuz am südlichen Abhang der Burgruine Reichenfels ließ 1806 Heinrich XLIII von Reuß-Köstritz errichten.“ Es wird heute vermutet, dass dieses Kreuz damals ein wesentlich älteres ersetzen sollte, da im Sockel die Inschrift „1412 – zum heiligen creutz“ zu lesen ist.

Mehrere Sagen ranken sich um dieses Steinerne Kreuz und den Grund für seine Errichtung. Bergner: „Meine Lieblingssage ist die von dem unglücklich in die Tochter des Burgherren verliebten Edelknappen, der wegen dieser Liebe im Burgverlies eingekerkert war. Nachdem das Edelfräulein ihn dort befreit hatte, soll er mit seinem Pferd beim Sprung von der Burgmauer  den Tod gefunden haben. Davon, wie tief betrübt das Edelfräulein darüber war, soll bis heute der Stein zu Füßen des Kreuzes zeugen, in dessen Loch immer Wasser steht, das Tränen symbolisiert.

Geradezu einfühlen in eine mittelalterliche Szenerie kann man sich auf der Burgruine Reichenfels, zu der ein Museum gehört, dessen Besuch sich wirklich lohnt. Es ist eines der ältesten Museen Deutschlands und beherbergt viele Sammlungen. In einem ehemaligen Wirtschaftsgebäude sind heute Gaststätte und Hotel untergebracht. Auf dem Platz vor der Burgruine finden  Veranstaltungen statt.

Die auf einem Bergsporn westlich des Hohenleubener Stadtzentrums, hoch über dem Triebestal gelegene Burgruine Reichenfels wurde vermutlich schon im 12. Jahrhundert gegründet. 1703 kaufte die Burganlage Heinrich XXIV. Reuß zu Köstritz. Ab dem 18. Jahrhundert verfiel die Burg. Diesem Verfall setzte erst Fürst Heinrich XLIII ein Ende, der ab 1804 in der Ruine ein neoromanisches Schloss errichten lassen wollte. „Es ist ihm wohl das Geld ausgegangen“, sagt Dirk Bergner. „Jedenfalls wurden die Arbeiten 1811 eingestellt, ohne dass es je das geplante prächtige Schloss mit Schlosspark auf dem Bergsporn im Triebestal gegeben hätte.“ Der Schlossturm stürzte 1872 ein. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Burg- und Schlossmauern zum Großteil abgetragen. 1955 wurden die verbliebenen Burgmauern von Reichenfels unter Denkmalschutz gestellt.

Einen Überblick über die Geschichte der Burg, aber auch der gesamten Region bekommen Besucher im Museum Reichenfels-Hohenleuben. Viele ur- und frühgeschichtliche Exponate, eine Münz- und Siegelsammlung, sakrale Gegenstände, kunstgewerbliche, handwerkliche und bäuerliche Gerätschaften, aber auch eine naturkundliche Sammlung finden sich hier – dazu Landkarten und Grafiken. Natürlich werden Bekleidung und Waffen der Ritter ausgestellt, ebenso Folterwerkzeuge früherer Zeit.

Und das Leben der Menschen in der Region wird gezeigt. Dazu gehörte und gehört der Kloßsack zur „Herstellung“ der grünen Klöße genauso wie Holzpantoffel und -schuhe. Verwiesen wird auch darauf, dass in Hohenleuben einst Sportschuhe hergestellt wurden, die sogar Olympiateilnehmer trugen.

Die thematischen Sammlungen des Museums zeugen u. a. von Sagen, Aberglauben und Brauchtum. Und natürlich wird des Bauerngenerals Georg Kresse gedacht, der hierzulande so verehrt wird wie Karl Stülpner im Erzgebirge oder auf den britischen Inseln Robin Hood. Auch Kresse war ein Streiter für und Retter der Armen.

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