Göltzschtalstraße bald Radstraße?

Welche Auswirkungen hätte ein Abstufen der Göltzschtalstraße zur Radstraße? Mit dieser Frage wird sich der Ausschuss für Infrastruktur, Landwirtschaft und Forsten des Thüringer Landtages am 15. Oktober beschäftigen. Landtagsvizepräsident Dirk Bergner, der für die FDP auch im Greizer Kreistag sitzt, hat zum Thema einen Selbstbefassungsantrag gestellt.

Im September waren Stadträte im sächsischen Vogtland darüber informiert worden, dass die Sächsische Staatsregierung die Abstufung der Göltzschtalstraße zur Radstraße planen soll und diese Pläne mit der Thüringer Landesregierung während einer Kabinettssitzung diesen Herbst besprechen möchte. Die Göltzschtalstraße befindet sich sowohl auf sächsischer als auch thüringischer Seite in Straßenbaulast des jeweiligen Freistaates (S295/L1295).

„Über einen Göltzschradweg, der parallel zur Göltzschtalstraße verläuft, zu sprechen, ist etwas völlig anderes als darüber, die Göltzschtalstraße zur Radstraße umzuwidmen. Schließlich wird der Auto- und Lkw-Verkehr damit vollständig aus dem Göltzschtal verbannt. Das schafft nicht nur Probleme für die an der Straße anliegenden Unternehmen, die auf die Belieferung per Straße angewiesen sind. Auch viele Pendler müssten Umwege in Kauf nehmen, wodurch die Umwelt zusätzlich belastet wird“, sagt Dirk Bergner. Er verweist darauf, dass eine Radstraße Radfahrern vorbehalten ist. Das bedeutet, dass die weltgrößte Ziegelsteinbrücke, die Göltzschtalbrücke, nur noch zu Fuß oder per Rad erreicht werden könnte.

 „Ausnahmen zu schaffen, würde zu einer weiteren Verschlechterung der Sicherheitslage im Göltzschtal führen“, ist Bergner angesichts der kurvenreichen unübersichtlichen Trassierung sicher. Radfahrer, die auf einer Radstraße fahren, dürfen sich darauf verlassen, dass sie dort sicher unterwegs sind. „Lässt man Ausnahmen zu, etwa um Touristen auch im Auto bis zur Göltzschtalbrücke fahren zu lassen oder die Belieferung der an der Göltzschtalstraße  anliegenden Unternehmen - etwa Papierfabrik Köhler, AZV oder Gerlinger Industries Netzschkau – per Lkw zu ermöglichen, schafft man eine unüberschaubare Gefahrenlage.“

Dirk Bergner geht aktuell davon aus, dass die Initiatoren und Befürworter der Radstraße durch das Göltzschtal verschiedene Punkte nicht bedacht haben. So auch diesen nicht: Fällt eine Radstraße in Straßenbaulast eines kommunalen Zweckverbandes, wie bei der Göltzschtalstraße dem Vernehmen nach vorgesehen, werden die Haushalte der Zweckverbandsmitglieder zusätzlich belastet. Und zwar in unbegrenzter Höhe, refinanziert ein Zweckverband ungedeckte Ausgaben doch – entsprechend gesetzlicher Regelung – zu 100 Prozent über die Verbandsmitglieder.

„Es ist unstrittig, dass die Staatsstraße 295 die Sächsische Staatsregierung aktuell vor Herausforderungen stellt, wie sie im Bergland üblich sind – mit Stützwänden, Felssicherungen, Brückeninstandsetzungen und dergleichen. Doch ginge eine Abstufung der Göltzschtalstraße zur Radstraße entweder voll auf Kosten der Unternehmer, Pendler und Umwelt oder – bei Schaffung einer Ausnahmeregelung zum Befahren der Straße mit Pkw und Lkw - zu Lasten der Kommunen“, so Dirk Bergner. Allein die Firma Papierfabrik Köhler wird pro Woche von 150 – 200 Lkw frequentiert – die meisten davon kommen von der A 72, weiß Bergner von einem Unternehmensbesuch.

„Auf keinen Fall dürfen durch Einsparpläne eines Landes die Arbeitsplätze im Göltzschtal gefährdet werden“, fordert Bergner. Allein Köhler habe 14 Millionen Euro in den Standort investiert und plane weitere Investitionen in Höhe von 7 Millionen Euro, um durch seine 130 Mitarbeiter weiter umweltverträglich Recyclingpapier für verschiedene Verwendungszwecke produzieren zu lassen. „Solche Innovationen dürfen nicht ausgebremst werden!“

Bergner ist nach wie vor davon überzeugt davon, dass es gelingen muss, parallel zur Göltzschtalstraße einen Göltzschradweg zu bauen. Die Umwidmung der Straße zur Radstraße ist für ihn keine akzeptable Alternative.  

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