Aktuelle Stunde zum Schicksalstag der Deutschen

Auf Antrag der FDP-Fraktion erinnert der Thüringer Landtag am Mittwoch im Rahmen einer Aktuellen Stunde an den 9. November als Schicksalstag der Deutschen. Der 9. November steht für das Ende der Monarchie 1918 und die erste parlamentarische Demokratie in Deutschland, aber auch für den „Gott sei Dank noch missglückten“ Hitlerputsch 1923, erklärt Landtagsvizepräsident Dirk Bergner (FDP). Er betont zugleich, dass dieses Datum wesentlich bedrückender und beschämender durch die Reichspogromnacht belastet sei. „Ging es doch um nichts weniger, als die Verbrechen, die der von Nazis pervertierte deutsche Staat und der indoktrinierte, verblendete, zum Hass aufgestachelte Pöbel den Angehörigen der jüdischen Religion und damit einem großen Teil unserer Bevölkerung antat und die mit diesen Novemberpogromen erst richtig furchtbare Fahrt aufnahmen, um sich über nahezu ganz Europa zu ergießen sowie in den Vernichtungslagern der Nazis in deutschem Namen zu kulminieren“, so der Liberale.

Auschwitz, Majdanek, Treblinka stehen ebenso wie die Novemberpogrome stellvertretend für das, was Menschen anderen Menschen anzutun vermögen, wenn sie sich von Fanatikern durch Fremdenhass, vom Hass auf Menschen, die anders denken, glauben, reden oder aussehen, anstecken und verleiten lassen.

Doch der 9. November steht auch für Freiheitswillen und Demokratie. „An jenem Schicksalstag unseres Volkes entstanden Bilder millionenfacher Freude. Menschen, die fassungslos und mit Freudentränen die unmittelbar zuvor noch todbringende Grenze passierten, die Fülle der Gefühle in das in jenen Tagen millionenfach ausgesprochene Wort ,Wahnsinn‘ pressten und ihre neu gewonnene Freiheit feierten. Himmelhoch jauchzend sahen wir den Dammbruch, der im Ergebnis der friedlichen Revolution die zweite deutsche Diktatur hinwegspülte“, sagt der 55-Jährige. Bergner hatte im November 1989 als Student der Weimarer Hochschule für Architektur und Bauwesen an den Demonstrationen in Leipzig und Gera teilgenommen. Bergner engagierte sich damals in der Evangelischen Studentengemeinde Weimar.

Der FDP-Landtagsangeordnete erinnert zugleich mit Blick auf die Reichspogromnacht daran, dass es  in der Folge leider wieder fremdenfeindliche Übergriffe, Pogrome und Morde gegeben habe. Es geht also auch heute darum, Freiheit, Demokratie und Menschenrechte gegen die Verächter der freiheitlich-demokratischen Grundordnung mit Nachdruck zu verteidigen. „Wir werden nicht zulassen, dass unsere liberale Demokratie, so sehr sie auch mit Fehlern behaftet sein mag, von billigen Demagogen auf eine Stufe mit Diktaturen gestellt wird. Und wir werden den millionenfachen Ruf der Menschen im Herbst 1989 ‚Wir sind das Volk‘ von keinen Demagogen missbrauchen lassen. Heute nicht und in Zukunft auch nicht“, erklärt der FDP-Landespolitiker.

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