Fortschreibung des Berufsschulnetzes
Die
Träger der Staatlichen Berufsschulen waren durch die Landesregierung im Vorjahr
aufgefordert worden, sich in Fortschreibung des Berufsschulnetzes in Thüringen
ab dem Schuljahr 2022/23 zu einigen, an welchen Standorten staatliche
Berufsschulausbildung eingestellt wird. In ihren Stellungnahmen hatten sich die
meisten Schulträger – wie der Kreistag Greiz auch – überwiegend ablehnend zu
den von der Landesregierung vorgelegten Plänen geäußert. Daraufhin hatte das
von Minister Helmut Holter geführte Bildungsministerium den Landrätinnen und
Landräten das Messer auf die Brust gesetzt und eine Einigung bis Ende März 2021
verlangt. Anderenfalls, so die Drohung, werde das Ministerium entscheiden. Die
kommunale Familie Thüringens jedoch ist der Auffassung, dass eine solche
schwerwiegende, für manche Berufsschulstandorte existenzielle Entscheidung
nicht übers Knie gebrochen werden darf.
„Wir
hatten in Thüringen erst vor fünf Jahren einschneidende Veränderungen in der
Berufsschul-Infrastruktur. Es darf nicht sein, dass der ländliche Raum weiter
ausgedünnt wird, dass er schon wieder Federn lassen muss, weil Bildung im
Berufsschulbereich den Freistaat angeblich zu viel Geld kostet“, so Dirk
Bergner. „Der Minister hat in Beantwortung meiner kleinen Anfrage eingeräumt,
dass der Wegfall von Berufsschulbildung in einer Region dort eine Schwächung
der Wirtschaftsstruktur nach sich zieht. Der Landkreis Greiz hat diesbezüglich
seit der Wende genug geblutet“, stellt Bergner mit Blick auf die Pläne Helmut
Holters klar.
Das
Bildungsministerium argumentiert, dass Thüringen mehr Geld für
Berufsschulbildung ausgibt als der Durchschnitt aller Bundesländer und es auch
nicht ausreichend Lehrkräfte gibt. Holter argumentiert weiter, dass es nicht
effektiv sei, Fachklassenstandorte an Standorten aufrecht zu erhalten, wo die
geforderte Schülerzahl von 15 gerade so erreicht, manchmal auch knapp
unterschritten wird, und es zudem nur einen Ausbildungsberuf im jeweiligen
Berufsfeld gibt. „Es ist doch paradox, dass man erst Ausbildung ausdünnt und
dann meint, der Lehrereinsatz wäre wegen dieser nach staatlicher Aufforderung
erfolgten Ausdünnung ineffektiv und lohne sich gar nicht mehr.“
Bergner
fordert die Landesregierung zu einem vernünftigen Dialog mit den Landrätinnen
und Landräten auf. Thüringen sei nun einmal ein in weiten Teilen
strukturschwaches, ländlich geprägtes Bundesland. Das dürfe die Landesregierung
bei allen Erwägungen nie außer Acht lassen. Es mache keinen Sinn, so Bergner,
sich bei der Entwicklung des Landes auf drei, vier Leuchttürme zu
konzentrieren. „Überall in Thüringen leben Menschen, überall in Thüringen
müssen sie die Möglichkeit zu Bildung, Ausbildung und Ausübung eines Berufes
haben. Vielleicht geht das aber nicht mit einem Bildungsminister im Homeoffice
im fernen Schwerin. Noch dazu mit einem, der aus seiner Arbeit als Minister in
Mecklenburg-Vorpommern nicht gerade als Förderer des ländlichen Raums bekannt
ist.“
Am
Berufsbildungszentrum „Ernst Arnold“ Greiz-Zeulenroda ist durch die Pläne des
Thüringer Bildungsministeriums der Fortbestand der Ausbildung zu Koch/Köchin,
Tischler/Tischlerin, Bürokaufmann und Bürokauffrau akut gefährdet.
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