Bahnreisen muss attraktiver werden

„Landesregierung und Deutsche Bahn müssen deutlich mehr Aktivitäten zeigen, um die Attraktivität des Zugreisens zu erhöhen.“ Das stellt Dirk Bergner nach Lesen der Antworten der Landesregierung auf seine Kleinen Anfragen Nr. 1476/1477 fest.

In Thüringen gibt es demnach aktuell 276 aktive Verkehrsstationen, die durch ein Unternehmen der Deutschen Bahn betrieben werden. Nicht einmal die Hälfte davon – nämlich nur 104 – sind barrierefrei zugänglich. 47 Stationen sollen bis 2030 durch Land und Deutsche Bahn barrierefrei ausgebaut werden. Dazu gehört Berga, wo an den Bahnsteigen eine Aufhöhung auf 55 cm erfolgen sowie der Zwischenbahnsteig entfallen soll. In Greiz sollen die Bahnsteige 1 und 2 neu gebaut und der Reisendenübergang barrierefrei gestaltet werden. In Greiz-Dölau ist der Neubau der Bahnsteige und Zuwegungen geplant.

Knapp die Hälfte der Verkehrsstation den Deutschen Bahn (131) verfügen in Thüringen über Park&Ride-Stellflächen. Wer allerdings mit dem Rad anreist, findet an 101 Stationen nicht einmal einfache Fahrradstellplätze vor. 177 Stationen in Thüringen verfügen über keine überdachten Fahrradabstellplätze oder Fahrradboxen.  „Hier muss sich etwas tun, wenn wir in der Mobilität wirklich etwas verändern wollen, wenn wir wollen, dass mehr Menschen vom Auto auf Rad/Schiene umsteigen“, sagt Dirk Bergner.

Wirklich trübe sieht es jedoch aus, wenn man sich anschaut, wie viele Verkehrsstationen in Thüringen über einen geschlossenen, beheizten Warteraum oder personalbesetzte Vertriebs- und Servicestellen der Bahn verfügen. Dirk Bergner: „Das sind nach Auskunft der Landesregierung ganze 25, wobei drei von diesen nicht einmal über eine öffentliche Toilette verfügen. Alles in allem ein erschreckender Gesamteindruck, den man hier gewinnt. Zumal das Problem mit den öffentlichen Toiletten das wohl größte ist. 254 von 276 Verkehrsstationen der Bahn in Thüringen verfügen über keine öffentlichen Toiletten.“

Der FDP-Politiker bezweifelt zudem, dass die Verkaufsstrategie der Bahn, die seit dem Jahr 2000 in 231 Orten Empfangsgebäude veräußert hat, dem Bahn-Reise-Verkehr zuträglich war. Nur 23 der von der Bahn verkauften Empfangsgebäude wurden von Kommunen erworben. 15 Empfangsgebäude wurden in den vergangenen 21 Jahren in Thüringen durch die Deutsche Bahn zurückgebaut. „Womit die Bahn Gäste in ihre Züge locken will, ist mir angesichts dieser Zahlen schleierhaft, zumal sie nach Angaben der Landesregierung nur 12 Empfangsgebäude – Arnstadt Hauptbahnhof, Eisenach, Erfurt Hauptbahnhof, Gera Hauptbahnhof, Gera-Süd, Jena Paradies, Jena West, Marksuhl, Nordhausen, Saalfeld, Weimar und Weimar/Berkaer Bahnhof – selbst betreibt“, so Bergner.

Einzig zufriedenstellend sei in seinen Augen die Aussage Susanna Karawanskijs, Staatssekretärin im Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft, dass „eine Auflassung von Bedarfshaltepunkten in den nächsten Jahren nicht geplant ist.“ Bergner: „Mehr Ausdünnung ist wohl aber auch gar nicht möglich, wurden doch seit 1996 130 Verkehrsstationen stillgelegt, darunter auch die in Burgk, Bernsgrün, Auma, Endschütz, Pöllwitz, Wolfersdorf,  Mohlsdorf und Teichwolframsdorf.“  

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