Kommunikation muss verständlicher werden

Für die Anwohner ist der Pöllwitzer Wald in erster Linie die grüne Oase um die Ecke – für Naturschützer und den Freistaat Thüringen ist er Nationales Naturerbe. Und in dieses Naturerbe investierte das Land seit 2010 rund 780.000 Euro, wie Umweltministerin Anja Siegesmund auf eine Kleine Anfrage des Landtagsabgeordneten Dirk Bergner jetzt schreibt. Besondere Pflegemaßnahmen, aber auch das Anlegen des „Moorerlebnispfades Pöllwitzer Wald“ wurden gefördert.

Vergangenes Jahr wurde auf einer vier Hektar großen Fläche ein weiteres Projekt zur Entbuschung von Heideflächen im FFH-Gebiet (Flora/Fauna/Habitat-Gebiet) mit dem Ziel der Wiederherstellung des Lebensraumtyps „Trockene Heiden“ umgesetzt. Diese soll Lebensraum für selten gewordene Vögel, wie Heidelerche, Ziegenmelker, Neuntöter, aber auch die Kreuzotter sein. Durch Beweidung sollen die Heiden nun langfristig gehegt und einer Verbuschung vorgebeugt werden.

In den kommenden beiden Jahren sollen keine neuen Maßnahmen umgesetzt werden.

Dann aber wird das Projekt „Regeneration und Entwicklung von Feucht- und Moorlebensräumen“ wirken. An rund 100 Stellen werden in diesem Jahr Entwässerungsgräben verschlossen, um den Wasserabfluss zu hemmen und eine Wiedervernässung einzuleiten, teilt die Ministerin mit. Durch eine natürliche Eigendynamik sollen sich dadurch in den Folgejahren natürliche Nass- und Feuchtlebensräume (Muldenmoore, Moor- und Feuchtwald) bilden. Investiert werden dafür noch einmal 183.000 Euro über das „Thüringer Programm zur Förderung von Vorhaben zur Entwicklung von Natur und Landschaft“.

„Nicht immer sind die Interessen der Anwohner auch die der Naturschützer. Wenngleich beide den Wald erhalten sehen wollen, sind ihre Auffassungen über das Wie und die Möglichkeiten zur Nutzung  oft unterschiedlich“, so Dirk Bergner.

Am deutlichsten wird das nach Ansicht der Ministerin bei den Fließteichen, die Bestandteil der Naturerbe-Fläche sind. Der Obere Fließteich ist Habitat der Großen Moosjungfer, einer mittelgroßen Libellenart, und Entwicklungsbereich für den Nördlichen Kammmolch. Auch Schwarzstörche sollen sich hier aufhalten.

Der Managementplan für das FFH-Gebiet sehe aktuell keine Planungen für die Fließteiche vor. Am Unteren Fließteich, dem so genannten Leubateich, sollen beruhigte Bereiche für den Zwergtaucher geschaffen werden. Dem stünde eine ungenehmigte Freizeitnutzung des Gewässers, etwa durch Badegäste oder für Konzerte, konträr gegenüber, so die Ministerin.

„Vielleicht wird zur Bedeutung des Pöllwitzer Waldes als Naturerbe und auch zu Sinn und Inhalt der geförderten Maßnahmen einfach zu wenig kommuniziert. Vor allem auch seitens des Landes sollte hier mehr getan werden. Immerhin flossen und fließen kontinuierlich große Fördersummen in den Bereich“, wünscht sich Dirk Bergner. „Der Akzeptanz solcher Schutzgebiete unter der Bevölkerung würde natürlich Vorschub geleistet, wenn eine Nutzung mit Augenmaß auch durch die Bewohner umliegender Dörfer gestattet würde“, spielt Bergner zum Bespiel auf die strittige Nutzung des Unteren Fließteichs an.

Mit dem Moorerlebnispfad habe die Region ein Highlight, das es nicht so häufig gibt. Doch überregional geworben werde dafür im Tourismussektor viel zu halbherzig, als das Ostthüringens Tourismuswirtschaft hieraus einen Mehrwert ziehen könnte, so der Abgeordnete.

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