Suche nach guter Lösung für Apfelstädt

Als sich die Mitglieder des Umweltausschusses jetzt an der Apfelstädt und der Talsperre Wechmar umschauten, war die Aufgabenstellung klar: Der Ausbau der Westringkaskade zur ökologischen Stromerzeugung darf nicht zur Schädigung der ökologisch wertvollen Apfelstädt-Aue führen.

Seit zwei Jahren schwelt ein Streit um den geplanten Ausbau der Westringkaskade. Angler und Naturschützer beklagen, dass die Apfelstädt viel zu wenig Wasser führt. Im Sommer erstattete die Bürgerinitiative „Lebensraum Apfelstädt“ Anzeige bei der Unteren Wasserbehörde des Landkreises Gotha, da nach ihrer Meinung zu wenig Wasser aus den Talsperren Ohra, Tambach-Dietharz und Schmalwasser in die Apfelstädt abgegeben wird. Die Untere Wasserbehörde wurde aufgefordert, die Wasserstände zu prüfen. Es dürfe nicht mehr Wasser in die Westringkaskade Richtung Erfurt eingeleitet werden, wolle man den Lebensraum Apfelstädt erhalten. Eine Petition wurde gestartet. Eine erste Anhörung im Thüringer Landtag erfolgte im Januar. Ein Gutachten wurde in Auftrag gegeben, das dem Umweltausschuss nun vorgestellt wurde.

Im Anschluss an die Exkursion des Umweltausschusses des Thüringer Landtags begrüßte FDP-Umweltexperte Dirk Bergner, dass es nun zu einem umfangreichen Monitoring über die Dauer von fünf Jahren kommen soll. „Die Landesregierung hat zu lange den Eindruck erweckt, zu mauern und das Thema aussitzen zu wollen.“, so der Liberale. Deshalb sei es gut, dass der Ausschuss jetzt auch die Möglichkeit erhalten habe, sich gemeinsam mit Experten des Ministeriums und der Fernwasserversorgung ein Bild zu machen. Auf Antrag der Freien Demokraten wurden dabei unter anderem die „Alte Tambacher“ Talsperre, Stauanlagen, eine Bachschwinde und die Talsperre Wechmar in Augenschein genommen. Unter Bachschwinden versteht man Flussbereiche in karstartigem Gelände, in denen Wasser im klüftigen Untergrund „verschwindet“. Die Apfelstädt hatte in mehreren trockenen Sommern nur noch so viel Wasser, dass sie an den natürlichen Bachschwinden trockenfiel, was zu dem Verdacht vor allem unter Anliegern und Anglern führte, dass daran in besonderem Maße eine der Ursachen die Wasserentnahme für die Energieerzeugung im Rahmen der so genannten Westringkaskade sei. Dabei handelt es sich um ein Leitungssystem, das der heute der Gewinnung von Wasserkraft für die Energieerzeugung dient.

Deshalb bedauert Bergner, der selbst Tiefbauingenieur ist und damit auch über eine Ausbildung im Wasserbau verfügt, dass die Landesregierung im Sommer nicht seiner Anregung gefolgt sei, bei großer Trockenheit zu testen, wie sich der Wasserlauf an den Bachschwinden verhält, wenn die komplette Wassermenge der Westringkaskade der Apfelstädt zugeleitet würde. „Diese Chance wurde leider verpasst.“, so der FDP-Landtagsabgeordnete weiter. „Neben dem umfangreichen Monitoring über fünf Jahren, das den Hydrologen die Chance gibt, das Flusssystem umfangreicher zu erkunden und Konzepte für möglichst seltenes Trockenfallen des Flusses zu entwickeln sollte deshalb auch getestet werden, wie sich der Flusslauf verhält, wenn er über einen definierten Zeitraum  in der nächsten Trockenphase die komplette Wassermenge erhält, die ansonsten an die Westringkaskade abgegeben würde: „Es ist wichtig, mit offenen Karten zu spielen und so am Ende zu einer befriedigenden Lösung für das Ökosystem Apfelstädt zu kommen.“  

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